Lebensweise
Alle heimischen Fledermausarten sind nachtaktiv und leben von Insekten und anderen Wirbellosen, die sie im Flug fangen oder von Oberflächen auflesen. Sie verwenden Ultraschallrufe und deren Echo, um sich in ihrer Umgebung zu orientieren und ihre Beute zu finden. Fledermäuse sind Säugetiere, die jährlich im Frühsommer ein oder zwei Jungtiere zur Welt bringen. Die Jungen werden nicht mit Jagdbeute gefüttert, sondern so lange gesäugt, bis sie selbst Insekten fangen können. In den sogenannten Wochenstuben bringen die Weibchen in größeren Gruppen ihre Jungen zur Welt und ziehen sie auf, so dass diese sich gegenseitig warmhalten können, wenn die Mütter abends zur Jagd fliegen. Die Männchen leben über den Sommer allein oder in kleinen Gruppen unabhängig von den Weibchen. Sommerquartiere befinden sich in Baumhöhlen oder in Gebäuden, oft in/unter Dächern. Im Herbst treffen sich Paare oder kleine Gruppen zur Paarung, hierfür reichen auch kleinere Spalten an Bäumen, Gebäuden etc. Alle heimischen Arten halten einen Winterschlaf, viele unterirdisch in Höhlen, Stollen und Kellern, einige aber auch oberirdisch in größeren Bauwerken (Brücken, großen Gebäuden etc.) oder Höhlen von dicken Bäumen.
Bestandsaufnahmen
Die BSWR führt unterschiedliche Untersuchungen zu Fledermäusen durch. Zum einen wird die Aktivität in den Jagdgebieten untersucht:
- Bei abendlichen/nächtlichen Begehungen mit Ultraschalldetektoren (und Taschenlampen) können die meisten Arten direkt akustisch und/oder optisch bestimmt werden. Einige Rufe werden aufgezeichnet und später am Computer nachbestimmt.
- Horchboxen, also Geräte, die über mehrere Tage und Nächte im Gelände versteckt werden, zeichnen in den Nächten alle Ultraschalllaute auf. Diese werden anschließend am Computer ausgewertet.
Zum anderen werden unterschiedliche Typen von Quartieren untersucht:
- Fledermauskästen werden vor allem im Spätsommer kontrolliert und gereinigt. Dabei wird Kot von Bewohnern über den Sommer festgestellt, ebenso wie die aktuelle Nutzung als Zwischenquartier.
- Kästen und Baumhöhlen (auch die künstlichen Höhleninitialen, s.u.), die zur Kontrolle nicht geöffnet werden, werden zudem im Frühsommer kontrolliert. So können Wochenstuben mit minimaler Störung nachgewiesen werden.
- Die hergerichteten Bunker werden zum Ende des Winters kontrolliert, ob sich noch überwinternde Fledermäuse dort aufhalten oder ob Spuren auf einen Besuch früher im Winter hindeuten. Ein Betreten mitten im Winter wird vermieden, um Störungen zu minimieren.
Schutz
Installation von Fledermauskästen
An Stelle der angestammten Quartiere können Fledermäuse auch spezielle Fledermauskästen bewohnen. Dies sind sowohl Kästen, die im Wald an Bäumen aufgehängt werden, als auch solche, die an Gebäude angebracht oder in die Fassaden integriert werden. Auch unterirdische Quartiere können durch Kästen um zusätzliche Spalten zum Verstecken angereichert werden. Da die Kästen im Wald nicht immer erfolgreich angenommen werden, testet die BSWR außerdem die Anlage von künstlichen Baumhöhlen. Hierfür werden in Bäume, die noch zu jung sind für eine natürliche Höhlenbildung, schräg nach oben Löcher gebohrt, die direkt als Versteck für Einzeltiere dienen können, sich aber vor allem im Laufe einiger Jahre zu echten Baumhöhlen entwickeln sollen. In Zusammenarbeit mit dem RVR wurden kleine, ehemalige Luftschutzbunker als Winterquartiere hergerichtet.
Ansprechpartnerin in der BSWR
Christine Kowallik